Eiskreationen mit Sternchen

Gelatieri Ein Sommer ohne Eis ist kein richtiger Sommer. Über 100 Sorten hat die Bisinger Eisdiele Rialto abwechselnd im Angebot, von vegan bis klassisch.

Bei Michele und seiner Frau Marina von der Eisdiele Rialto in Bisingen steht die Kundschaft Schlange. Je wärmer und sonniger das Wetter ist, desto länger sind die Wartezeiten auf einen kühlen Sommergenuss. Beim Blick in die Vitrine läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Jeder Geschmack ist ein Treffer. 44 von über 100 ausgefallenen Sortenwechseln sich in der Theke ab. Zu den Standartsorten gehören längst nicht mehr Banane, Stracciatella und Zitrone. Ständig im Angebot ist das Maiseis als brasilianische Spezialität. „Das zieht viele Brasilianer aus dem Umfeld an.“ Je nach Saison fällt das An-gebot unterschiedlich aus. „Im Sommer ist es fruchtig und im Winter nussig und schokoladig“, sagt Michele. Das Bisinger Eis ist begehrt und spricht sich herum. Zwischenzeitlich kommen die Kunden aus einem Umkreis von bis zu 30 Kilometern.

Hinter der Theke groß geworden

Michele stammt aus einer typischen italienischen Eismacher-Familie. Als vierjähriger Bub kam er in die Heidelberger Gegend, wo seine Mutter heute noch eine Eisdiele betreibt. Die deutsche Sprache zu lernen, fiel ihm schwer. „Ich bin hinter der Theke groß geworden und kämpfte mich mit Händen und Füßen durch. Meine Freude haben mir beim Lernen der deutschen Sprache geholfen und bekamen dafür immer ein Eis“, sagt Michele. Nach der Fachhochschulreife arbeitete er im Außendienst für eine Firma, verkaufte Rohstoffe für die Zubereitung von Eis. Danach ging er nach Italien und verkaufte als Exportmanager Ladeneinrichtungen für Eisdielen und -cafés in Deutschland und Italien. Durch diese Tätigkeit und einem Tipp von einem guten Freund kamen er und seine Ehefrau Marina 2018 nach Bisingen, um die Eisdiele in der Ortsmitte zu übernehmen. Mit ständigen Modernisierungen und Optimierungen hält er die Eisdiele in Schuss. In der Kirchspielgemeinde gefällt’s der Familie. „Wir haben uns sofort in die Gegend hier verliebt.“ Die Eheleute haben einen neunjährigen Sohn.

"Meine Freude haben mir beim Lernen der deutschen Sprache geholfen und bekamen dafür immer ein Eis."

Handwerkliches Geschick

Die Herstellung von leckerem Eiserfordere viel Liebe und Leidenschaft. Denn um ein schmackhaftes Eis herzustellen, müssen viele kleine Komponenten zusammenpassen, und für jede Sorte gibt es ein genaues Mischverhältnis. Daher ist neben den genauen Rezepten auch noch viel hand-werkliches Geschick wichtig. Vermeintlich kleine, unscheinbare Fehler können eine große Wirkung haben. „Ich hasse das Experimentieren, man muss dabei nur das Gehirn einschalten.“

Im Produktionsraum steht eine Multifunktions-Eis-Mischmaschine, die die flüssige Grundmasse auf minus acht Grad herunterkühlt und so das Eis cremig macht. Alles geht fix: Zehn Liter Eis sind in nicht einmal ganz zehn Minuten fertig. Wird das Speiseeis zu lange gefroren oder die Flüssigkeit ist nicht genau berechnet, fällt die Substanz in sich zusammen. Eine mühsame Kleinarbeit, von der kaum ein Eisesser etwas ahnt, wenn er sein Hörnchen in der Hand hält. Nach jeder Ladung wird die Produktionsanlage gründlich gereinigt. Der 46-Jährige setzt auf Qualität und Frische. „Das ist unser Versprechen an die Kundschaft, ohne Wenn und Aber.“ Der Zuckeranteil in den Produkten liegt zwischen 16 und 20 Prozent, der Fettgehalt variiert zwischen sechs und zehn Prozent. Nicht umsonst hat Michele seinen fünf Produktlinien ein Sternchen verliehen. Erhältlich sind „Veganes Eis“, „Gelato-Classico“, „Gourmet“, „Well-Fit“ und „Fitness“. Hochwertige Produkte herzustellen, fängt schon bei der Auswahl der Zutaten an. Zur Verwendung kommen keine Eier, sondern ein Mix aus Pflanzenfasern und Inulin. Durchweg vegan sind die zehn Fruchteissorten, die ohne Milch hergestellt werden. Das Schokoladen- und Vanilleeis besteht aus Kokosmilch und ist somit auch vegan. Der Rialto-Chef verspricht nahezu 100 Prozent Natur, keine künstlichen Aromen und reduzierten Zuckergehalt.

”Ich kenne keine andere Eisdiele, die ein zucker-freies Spaghettieis anbietet."

Gekauft werden die Früchte ausschließlich im Großhandel, und werden vorher verkostet. Die spanischen Erdbeeren schmecken im Frühjahr am süßesten, im Sommer verarbeitet Michele Erdbeeren aus der Region. Bevor die Früchte in die Eismaschine kommen, werden diese portioniert und schockgefroren. Ein Geheimtipp ist das Wassermeloneneis mit einem Fruchtanteil von rund75 Prozent. Die Melonen stammen aus Italien.

Patentiert: „Apfelmeister“

Unter dem Sternchen-Eis „Classico“ sind die cremigen Sorten aus Milch und Sahne gelistet, die für 1,20 Euro pro Kugel zu haben sind. Eine neue Kreation ist das kürzlich herausgebrachte Apfel-Waldmeister-Eis aus kandierten Apfelstücken und einem Schuss Waldmeister. Den Namen dieser Sorte „Apfelmeister“ ließ sich der Bisinger Eisproduzent patentieren. „Das gibt’s nur bei mir, basta!“ Ein Verkaufsschlagerdürfte auch das Karamell-Crunch-Eis mit winzigen Salzkristallen werden, das ebenfalls neu im Sortiment ist. Kinder mögen das leichtbläuliche Eis mit Zuckerwattegeschmack, in das Michele die Spirulina-Alge vermengt. Bis zu 1000 Euro kostet das Kilo dieser Microalge. Ein weiteres, demnächst erhältliches Produkt mit dem Inhalt der Spirulina-Alge ist die „Blaue Banane“.

Hochwertige Zutaten

Den Aufschlag von 30 Cent beim „Gourmet-Eis“ mit zehn Auswahlsorten begründet der Italiener mit den besonders hochwertigen, teuren und handverlesenen Zutaten. So kostet zum Beispiel das Kilo Pistazien aus Sizilien rund 60 Euro. Für das leicht salzig schmeckende Eis werden die Pistazienkerne zu einer flüssigen Creme gemahlen, was auch für Wal- und Haselnüsse und Mandeln gilt. Die Walnüsse stammen aus Chile. Sie enthalten wenig Bitterstoffe, sind „weicher“ im Geschmack und werden somit nicht ranzig. „Wer will, darf auch nur probieren.“ Null Prozent Zucker. Etwas teurer ist das Well-Fit-Eis zum Preis von zwei Euro. Michele nennt es „l00 Prozent Eisliebe, null Prozent Zucker“ - ein Name, der ebenfalls geschützt ist. Die Geschmacksrichtungen Erdbeere, Schokolade, Vanille und Stracciatella aus dieser Produktlinie enthalten Zuckerersatzstoffe wie zum Beispiel Stevia und Xylit. „Ich kenne keine Eisdiele, die ein zuckerfreies Spaghettieis anbietet“, meint der Eisexperte. Neu in dieser Saison ist das zuckerfreie Fitness-Eis mit einem Proteinanteil von neun Gramm pro Kugel, während die Eisbecherkreationen über 30 Gramm Eiweiß haben. Verkauft wird nicht nur in der Eisdiele in Bisingen. Ein Blickfang ist das über 20 Jahre alte Rialto-Eiswägele - eine italienische Ape. Das motorisierte Dreirad ist für Eventveranstaltungen und Familienfeste jeglicher Art buchbar.